Hier liegt die legendäre Batavia!
Wedel: Wer von der B 431 in die Austraße abbiegt, sieht rechterhand nach wenigen Augenblicken in die Wedeler Marsch hinein, die hier bis an die Stadt heranreicht. Gleich hinter den letzten Häusern geht es bei der wuchtigen Kastanie rechts rein in den Brooksdamm, dann weiter über den kleinen Deich, und dann ist da auch schon der kleine Auehafen mit seinem uralten Kopfsteinpflaster. Hier fängt das Landschaftsschutzgebiet an, die letzte Möglichkeit also, den Wagen abzustellen.
Zahllose Ausflügler beginnen und beenden hier ihre Streifzüge durch die Marsch, zu Fuß, per Rad oder per Inline-Skates, ohne das es hier jemals voll wäre.
Sanft und satt erstreckt rechts sich das Grün der Marschkoppeln, gesäumt von hohen alten Bäumen. Zur Linken aber, vertäut auf dem Flüsschen Aue, erwartet den Besucher ein Unikum von behäbigem Liebreiz und handfesten Charme: Hier liegt die legendäre Batavia!
Dieses 100 Jahre alte Schiff mit seiner wechselvollenGeschichte, um das sich unzählige Historien und Anekdoten ranken (vielleicht wurde ja auch ein klitzekleines bisschen Seemansgarn mit verwoben), wurde von seinem heutigen Besitzer, Hannes Grabau, vor Jahren erworben und hinübergerettet in die Gegenwart. Jede Schraube, jede Planke weiß eine Geschichte zu erzählen; und für den Betrachter mit Phantasie beginnen sie leise zu plaudern …
Auf große Fahrt geht der alte Kasten längst nicht mehr, dafür hat schon die Eindeichung gesorgt, aber „der Käpt’n“ (wie Hannes Grabau respekt- und liebvoll genannt wird) verwirklichte vor mehr als 25 Jahren einen Traum und macht die Batavia zu dem, was sie heute ist: So lange nämlich schon wird Theater an Bord gespielt!
Jawohl, im Unterschiff gibt es ein richtiges Theater mit ca. 70 Plätzen. Und der Spielplan ist so bunt und abwechslungsreich wie ein Kaleidoskop: hauseigene Inszenierungen von der Klamotte bis zur Tragödie, Kindertheater, Gastspiele, Live-Jazz, Kabarett, Autorenlesungen und vieles mehr.
Wen verwundert es also, das der Name “Batavia” schnell zu einem Qualitätsbegriff wurde, für dessen Weiterverbreitung ihre Freunde in aller Welt sorgen. Seit 11 Jahren erfreut sich in jedem Herbst das Batavia-Kleinkunst-Festival großer Beliebtheit. Dazu verpflichtet der Kapt’n viele namhafte Künstler von nah und fern. So mancher heute sehr bekannte Kabarettist hat hier auf der Batavia seine ersten Gehversuche im Showbusiness gemacht und kommt immer wieder gern zurück! Ungezählte große Namen sind untrennbar mit der Batavia verbunden, und vielleicht hat der Käpt’n mal einen Augenblick Zeit zum Klönen und gibt eine kleine Anekdote zum Besten.
Aber die Batavia ist nicht ausschließlich Theater; im Oberschiff findet der Gast auch eine urige Gaststätte, die täglich ab 18.00 Uhr und Sonntags ab 15.00 Uhr geöffnet ist. (Guinnes, Kilkenny und Jever vom Fass, und in der Saison auch Maibock !!!)
Und wer einmal in die winzige Kombüse geschaut hat, der wird nicht für möglich halten, was sie alles hervorbringen kann! Aber da steigt ihm schon der verlockende Duft von heißem Knoblauchbrot in die Nase, oder der von Bratkartoffeln, die ganz genau so sind, wie sie sein sollen! Seeluft macht ja bekanntlich hungrig, und auch der Tischnachbar lässt es sich schon schmecken!
Viele fragen sich, was wohl hinreißender sein mag, die verführerischen Düfte aus der Pantry oder das Lächeln, das beim Servieren gleich mit ausgeschenkt wird! Versuchen Sie doch selber einmal, es herauszubekommen!
Man kann die Batavia auch mieten und kommt so zu einem zünftig-originellen Rahmen für seine Party, seinen Polterabend oder seine Hochzeit.
An schönen Sommertagen lädt der Biergarten vor dem Schiff zum Verweilen ein, und später gibt es dann gratis die aufwendigsten Sonnenuntergänge der ganzen Marsch!
Gratis sind auch an den warmen Wochenend-Abenden im Juli und August die Freilicht-Kinovorstellungen, gleich im Anschluss an besagten Sonnenuntergänge. Der Fremde wundert sich nur, wenn er bei einsetzender Dämmerung die vielen Menschen ausgerüstet mit Klappstühlen und Decken in Richtung Marsch ziehen sieht. Was sich hier zu einem Publikumsmagneten entwickelt hat, heißt „100.000-Sterne-Kino“ und ist ein Kultfilm-Programm unter freiem Himmel. Wenn alles ergriffen lauscht, während Ingrid in Humphreys Augen schaut, dann kann es schon einmal vorkommen, dass eine cineastisch interessierte Kuh hinter der Leinwand ihr fachliches kompetentes „Muh!“ beisteuert. – Casablanca nach Art der Batavia!
Später im Jahr, wenn die Herbstürme schwarze Regenwolken vor sich hertreiben oder im Winter die Marsch ihr Kleid aus weißem Rauhreif angelegt hat, dann liegt die Batavia keineswegs im Dornröschenschlaf. – Klar, die Biergartenmöbel und die bunten Sonnenschirme sind verschwunden; jetzt spielt sich alles im drinnen ab, Live-Musik, Theater, Weihnachtsmärchen und vieles mehr.
Der durchgefrorene Spaziergänger freut sich nun auf Glühwein, Eiergrog und heißen Fliederbeersaft (Fliederbeeren hat die Marsch ja im Spätsommer reichlich geliefert). Die Gäste rücken in diesen Monaten etwas näher zusammen, wobei es überhaupt keine Rolle spielt, ob sie an der Elbchaussee zuhause sind oder in den etwas weniger noblen Gegenden.
Es fällt immer wieder auf, dass Menschen aus allen Altersklassen und sozialen Schichten die Batavia besuchen, miteinander ins Gespräch kommen und sich gegenseitig respektieren. Für die Zeit ihres Bordaufenthalts sind sie nämlich alle gleich, angeregt und verbunden durch diesen einzigartigen Cocktail aus Nostalgie, Fern- und Heimweh, Romantik, Geborgenheit, Improvisation und friedlicher Natur. – Dies alles und noch vieles mehr ist es, was die Unvergleichlichkeit des „Batavia-Gefühls“ ausmacht!”